16 Nov. '16

Schulhaus Seedorf (1. Rang)

Kategorie: Wettbewerbe

Pusteblume - Das verdichtete Ensemble erhält einen dreiseitig gefassten Pausenhof mit einem starken bildhaften Bezug zur Landschaft.

 

Pusteblume 1. Rang (mit Thomas de Geeter Architektur GmbH, Zürich)

 

SITUATION

Das erhaltenswerte Schulhaus der Gemeinde Seedorf wurde 1926 errichtet. Später wurde die Schulanlage
stetig erweitert. Diese Erweiterungsbauten wurden rein funktional und nicht in Bezug zu einem gemeinsamen
Aussenraum gebaut. Obwohl auf dem Pausenplatz viel Aktivität im Freien stattfindet entstand durch
die bisherigen Erweiterungen der Schulanlage kein zentraler Aussenraum.

 

 

SETZUNG

Das neue Schulgebäude wird mit angemessenem Abstand als ein- bis zweigeschossiger, länglicher Baukörper
zwischen die bestehenden Bauten gesetzt. Dadurch werden die Aussenräume definiert: Das zu
einem Schuldorf verdichtete Ensemble erhält einen neuen dreiseitig gefassten Pausenhof mit einem starken
bildhaften Bezug zur Landschaft. Auf der Rückseite des Neubaus entsteht ein ruhiger geschützter
Aussenraum.

Diese Idee der Neudefinition des heute räumlich und atmosphärisch undefinierten Hofraums bedingt den
Abbruch des bestehenden Kindergartens. Erst durch diesen Eingriff kann ein neues räumliches Gleichgewicht
in die heute durch die heterogenen Bauten verunklärte Situation gebracht werden.

Durch die Setzung des neuen Baukörpers im Bereich des bestehenden Kindergartens ordnet sich der
Neubau klar und respektvoll dem bestehenden Schulhaus unter. Dadurch bleibt die Präsenz des Altbaus
mit seinem Vorplatz erhalten und stellt weiterhin das Gesicht des Ensembles dar.

ÖKONOMISCHE UND FUNKTIONALE VORTEILE

Nebst dem, dass die Baulandreserve vorhanden bleibt und die zukünftige Sanierung des Kindergartens
eingespart werden kann bringt der Neubau am Standort des bestehenden Kindergartens weitere ökonomische
und funktionale Vorteile: geringere Gebäudehüllfläche, reduzierter Energieverbrauch und tiefere
Unterhaltskosten der Schulbauten sowie eine kompaktere Organisation und kürzere Wege.

CYCLE ÉLÉMENTAIRE

Die im Programm gewünschte Zusammenarbeitsform im Rahmen des Cycle Élémentaire kann mit diesem
Projektvorschlag ideal umgesetzt werden.
Im vorgesehen Neubau kann das Klassenzimmer der 1. und 2. Klasse zusammen mit den Ersatzräumlichkeiten
für den bestehenden Kindergarten unter einem einzigen Dach untergebracht werden. Zudem liegen
diese beiden Unterrichtseinheiten möglichst nahe beieinander und können einen direkt angrenzenden
Raum von bis zu 80 m2 gemeinsamen nutzen.

EINORDNUNG INS DORFBILD

Ein Hauptmerkmal der städtebaulichen Identität von Seedorf sind die im Ortsbild häufig vorkommenden
Satteldächer. Der Neubau versteht die Wichtigkeit dieser ortspezifischen Identität und orientiert sich an
dieser. Der neue Satteldachbau erhält mit seiner Materialität und Farbigkeit einen starken Bezug zum Dorfbild
sowie zum erhaltenswerten Altbau.

SPEZIFISCHE DACHFORM

Das neue Schulgebäude mit seinem prägnanten leicht abgeschleppten Satteldach, vermittelt zwischen
den Dachformen des bestehenden Mehrzweckgebäudes (Traufhöhe und Volumen) und dem Altbau mit
seinem abgeschleppten Walmdach. Da der Neubau ein zum Pausenplatz abgeschlepptes Satteldach hat,
tritt seine Baumasse optisch zurück. So entsteht eine harmonische Beziehung zum abfallenden Winkel der
südwestlichen Böschung.

UMGEBUNGSGESTALTUNG

Die besondere Stellung der Schulanlage am Hangfuss von Seedorf eröffnet dem Besucher einen Blick
in die weite Landschaft. Diese Qualität wird durch die Stellung der Gebäude und der weitläufigen Aussenraumgestaltung gestärkt. Unterschiedliche Themenbereiche wie Pausenplatz, Spielplatz, Sportplatz,
Pumptrack, Fauna und Flora sorgen für eine abwechslungsreiche Nutzung der Anlage durch die unterschiedlichen
Alters- und Interessengruppen.

Ein geschwungener Weg führt den Besucher vom Empfangsbereich mit Brunnen über einen parkartigen
Bereich zum grosszügigen Pausenplatz, welcher das Herz der Schulanlage bildet und die umgebenden
Aussenräume und Gebäude erschliesst. Der parkartige Erschliessungsbereich wird mit einem begeh- und
befahrbaren Schotterrasen belegt, wodurch ein freies Bewegen auf der gesamten Fläche ermöglicht wird.
Sitz- und Liegeplattformen aus Holz laden zum Verweilen unter schattenspendenden Bäumen mit Blick in
die weite Juralandschaft ein. Pausenplatz und Erschliessungswege werden mit jurabeigem oder hellgrauem
Festkies belegt.

Auf der Westseite des bestehenden Schulhauses wird die Fläche des Pausenplatzes aus Hartbelag reduziert
und eine Baumreihe mit Stauden- und Strauchrabatte bilden einen natürlichen Filter zur Strasse
hin. Die Böschung hinter dem neuen Schulgebäude wird mit einer niedrigen Wildhecke bepflanzt, welche
genügend Licht ins Gebäude lässt und den Kindern als spannender Spielraum dient. Sand- und Wasserspielplatz
sowie unterschiedliche Spielgeräte komplettieren diesen Bereich. Die Wiesenfläche hinter der
Mehrzweckhalle eignet sich hervorragend für die (optionale) Anlage eines Pumptracks, welcher mit Velos,
Kick- und Skateboards befahren werden kann.

Der grossflächige Kiesplatz entlang der Wilerstrasse wird weiterhin als Parkplatz genutzt und kann bei Bedarf
als multifunktionale, offene Fläche den unterschiedlichsten Nutzungen zugeführt werden. Die störende
Entsorgungsstelle wird im hinteren Bereich bei der Grünabfuhr angeordnet. Die Velounterstände befinden
sich unterhalb des Mehrzweckgebäudes mit kurzem Fussweg zu den Schulbauten. Die Parkierung wird
bewusst entlang der Wilerstrasse platziert, um die Erschliessungswege kurz zu halten, die Nutzungen zu
entflechten und die Anlage nicht unnötig mit Velos und Autos zu besetzen.