15 Dez. '20

Schulhaus Pfarrmatte Escholzmatt (1. Rang)

Kategorie: Wettbewerbe

Arnika - Ein neuer Dorf- und Schulhausplatz im Zentrum von Escholzmatt.

 

Arnika 1. Rang (mit Thomas de Geeter Architektur GmbH, Zürich)

 

SITUATION

Der Baugrund befindet sich an der unteren Flanke des Dorfkerns eingerahmt von Kirchenbezirk, Friedhof und Sporthalle. Mitten im ISOS Gebiet soll nun ein neues Schulhaus gebaut werden, welches gleichzeitig das kulturelle Herz Escholzmatts werden soll. Im oberen Entlebuch finden sich einige historisch unberührte Gemeinden und dörfliche Strukturen die von nationaler Bedeutung und somit unbedingt schützenswert sind. Landschaft und Dörfer gehen hier Hand ihn Hand und bedingen einander. Das eine kann ohne das andere sein Potential nicht voll ausschöpfen. Es ist also besonderes Feingefühl gefordert um die pittoresken Postkartenansichten nicht zu entstellen sondern diese feinsinnig zu bereichern.

 

 

STÄDTEBAULICHE SETZUNG, GEBÄUDEVOLUMEN

Der Entwurf greift die markante Form der Sporthalle auf, skaliert und transformiert sie, und schreibt so ein logisches Bild des Bestandgebäudes weiter. Auf diese Weise wird auf dem Schulareal unter Einbeziehung der Halle und des Jugendtreffs mit ihren auffallenden Pultdächern ein eigentümlicher architektonischer Rahmen geschaffen, der, gemeinsam mit der Ergänzung unseres Neubaus, dem Ort einen neuen Charakter gibt und gleichzeitig ein kulturelles Ensemble um einen eingefassten Hof bildet. Mit dem neuen zurückversetzten Mittelteil wird der vormals geteilte Hof zu einem grossen Platz vereint. Die Fläche ist leicht zu überblicken und bietet mit der schützenden Halle einen weiteren Dorfplatz der der ganzen Bevölkerung dienen soll. Rücksichtsvoll schmiegt sich der Neubau an die Topographie des Ortes an, wobei das vom Kirchplatz her gesehen kleinste Volumen, der Pfarreisaal, an den Dorfkern anschliesst und die optisch grösseren Volumina sich den Bergen und der Freien Landschaft zuwenden. Die höheren Südostfassaden zeigen in Richtung Alpenpanorama und gewähren den Schülern einen inspirierenden Ausblick über die heimische Natur.

 

UMGEBUNGSGESTALTUNG

Der neue Dorf- und Schulhausplatz vor dem Neubau bietet den verschiedenen Nutzergruppen eine multifunktionale Plattform, welche einen niedrigschwelligen Gebrauch zulässt. Hier pulsiert das Schul- und Dorfleben ungestört von Parkplätzen und Strassenlärm im Herzen von Escholzmatt.

Ein heller Klinkerbelag begleitet die Nutzer ebenerdig zu den Eingängen des Neubaus, wobei die abfallende Topografie der Schulhausstrasse mittels zweier Mauern aus gestocktem Ortbeton gekonnt aufgenommen wird. Vor dem Bibliothekstrakt schafft eine grosszügige Treppenanlage den Geländesprung zum Jugendtreff. Hier sitzt man gerne unter mehrstämmigen Felsenbirnen (Amelanchier) und liest in der warmen Frühlingssonne ein Buch unter dem weissen Blütendach. Weiter gehts hoch die Treppe zum Eingangsbereich des Pfarreisaals, wo ein besinnlicher Blick über den Friedhof mit seiner imposanten Kirche zum Nachdenken anregt. Die besondere Lage der jugendlichen Schule am alten Friedhof wird hier deutlich spür- und erlebbar. Der Aussenraum des Friedhofs wird entlang der Gebäudefassade weitgehend belassen und ruhig gehalten. Dies gilt auch für die Bereiche bei der Turnhalle mit rotem Allwetterplatz, wo auch aus Kostengründen und des guten Ist-Zustandes wegen keine grossen Eingriffe geplant sind. Die Veloparkierung befindet sich an der Seite des Hauptplatzes und orientiert sich in ihrem Erscheinungsbild an der feingliedrigen Architektur des Neubaus. Hinter dem Velohaus finden vier Container platz und tangieren so den Aussenraum nicht. Eine freie Möblierung mit robusten Stühlen und Tischen aus Aluminium lässt eine vielfältige Nutzung des Hauptplatzes zu und kann an die Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden. Vier Mastleuchten entlang der Schulhausstrasse sorgen in der Dämmerung für eine dezente Beleuchtung und lassen so eine Nutzung des Platzes nach Sonnenuntergang zu. Im August überrascht der weissblühende Schnurbaum (Sophora) mit seiner späten Blüte und schreibt mit an der Geschichte des neuen Dorf- und Schulhausplatzes.