08 Aug. '13

Landhof-Areal Basel

Kategorie: Wettbewerbe

Disportare - Der Landhof soll bleiben wie er ist!

 

Disportare 2. Rundgang (mit FRB+ Partner Architekten AG, Ittigen)

 

‚Der Landhof soll bleiben wie er ist!’


Dieser einmalige, sportgeschichtsträchtige Ort bedarf eines behutsamen Umgangs. Er soll von seiner einstigen Nutzung als Fussballplatz in eine Quartiersgrünanlage überführt werden. Da dies in verschiedenen Teilbereichen durch die Eigeninitiative der Bevölkerung bereits geschehen ist, sollen die geplanten Eingriffe darauf ein-gehen und diese Unterstützen. Die wertvolle Struktur des Areals wird weitgehend aufrechterhalten und wo nötig behutsam aufgewertet. Die inselartige Lage innerhalb der Blockrandbebauung wird, ohne dabei den intimen Charakter zu verlieren, zu einer wichtigen Grünoase im Stadtgefüge. Der Begriff Sport entlehnt sich dem spät-lateinischen Wort ‚disportare’, was so viel heißt, wie ‚sich zerstreuen’. Genau das soll auch in Zukunft die Kernnutzung des Landhof-Areals beinhalten. Ein Sportpark für die ganze Bevölkerung, welcher von allen Altersgruppen bespielt werden kann.

 

 

Nutzung

Ein niedrigschwelliges Angebot an Freizeit- und Sportnutzungen ermöglicht einer breiten Bevölkerungsschicht die Nutzung des Landhofareals. Die grosszügige Spielwiese, umgeben von der Stehrampe mit Laufband, bleibt bestehen. Das implementierte Laufband umrundet das Spielfeld und ordnet der altehrwürdigen Stehrampe eine neue Nutzung zu. Spazieren, laufen, rennen, flanieren, beobachten und ausruhen inmitten wertvoller Naturerlebnisräume. Punktuell eingefügte Sitzelemente werten den ursprünglichen Gebrauch der Stehrampe auf und bieten angenehme Aufenthaltsbereiche. Sie verbinden gleichzeitig vom oberen zum unteren Laufband. Der Kleinkinderspielplatz und der Freizeitbereich für Jugendliche werden im sogenannten Spickel angeboten. Diese Teilbereiche werden durch hohe Hainbuchenhecke räumlich getrennt und schaffen spannungsvolle Aussenzimmer. Die detaillierte Gestaltung des Spickels wird in einem partizipativen Prozess mit den verschiedenen Nutzergruppen des Areals erarbeitet. Der bestehende Gemeinschaftsgarten wird an seinem jetzigen Standort und in seiner Ausprägung belassen. Die bestehende Garage wird weiterhin als Stauraum für Gartengeräte genutzt. Auf der Stehrampe entsteht ein sonniger Aufenthaltsbereich mit Unterstand auf beigem Mergelbelag und wunderbarer Aussicht über den Landhof. Die strukturreiche, hoch eingestufte Naturwertigkeit wird durch die behutsamen Eingriffe weitgehend belassen und durch notwendige Pflegeeingriffe aufgewertet. Dies betrifft vorwiegend das Entfernen von aufkommenden Neophyten, welche sich besonders stark im bereich der Stehrampe entwickeln. Die bereits gefällten Bäume werden durch Neupflanzung in die Gehölzstruktur der Stehrampe integriert, wobei die neun Pappeln die Lücken in der Baumreihe hinter der Stehrampe Ost wieder schliessen und die zwei Robinien und der Götterbaum durch einheimische Baumarten ersetzt werden.

 

Erschliessung

Ein beige eingefärbter Asphaltbelag führt die Besucher über die vier Zugänge zum Landhof-Areal. Die Zugänge Riehenstrasse und Kreisel Riehenring/Wettsteinallee werden fahrzeugtauglich ausgestaltet. Die Feuerwehrzufahrt und die Anlieferung Infrastrukturgebäude wird über den Eingangsbereich Riehenstrasse gewährleistet. Sollte zu einem späteren Zeitpunkt ein Quartierparking im Landhof – Areal realisiert werden, könnte die Einfahrt über die Zufahrt vom Kreisel Riehenring/Wettsteinallee her erstellt werden. Die projektierte Lage des Parkings unter der Spielwiese würde die bestehende Anlage nur geringfügig tangieren. Die Zugänge Peter Roth-Strasse und Riehenstrasse Gemeinschaftsgarten sind für den Fussverkehr gedacht. Bei den Zugängen Riehenstrasse und Kreisel Riehenring/Wettsteinallee werden die bestehenden Parkplätze wo möglich aufgehoben und durch Veloparkplätze ersetzt. Schlichte Betonsockel mit Infotafeln markieren die Eingangsbereiche. Alle Zugänge können bei Bedarf geschlossen werden.

 

Materialisierung

Das implementierte Laufband wird aus einem beigefarbenen Tartanbelag gefertigt. Dabei werden die bestehenden Stellplatten der Stehrampe neu verlegt und anschliessend mit Tartanbelag befüllt. Weisse Sportmarkierungen auf dem Laufband erzeugen einen dynamischen Effekt. Die neuen Sitzelemente auf der Stehrampe und beim neuen Gebäude werden aus einer vorfabrizierten Betonstellplatte gefertigt und ebenfalls mit Tartanbelag befüllt. Der Teilbereich Spickel wird mit geschnitten Hainbuchenhecken räumlich gegliedert. In der Achsenverlängerung des Gebäude-Foyer zieht ein langgezogenes Wasserbecken die Blicke auf sich und sorgt für Abkühlung an Hitzetagen. Das Aussenzimmer für Jugendliche lädt auf seinem Asphaltbelag zum aktiven Ballspiel. Im hinteren Bereich lässt der Freiraum auf der Wiesenfläche diverse Aktivitäten zu. Verschiedenen Spielflächen aus Sand, Kies und mit unterschiedlichen Spielplatzgeräten beleben das Aussenzimmer für Kleinkinder.

 

Kunst

Entlang des Laufbandes führen Infotafeln in Form einer Zeitachse durch die bewegte Geschichte des Landhof – Areals. Im gesamten Areal werden Plattformen in Form einer Wechselausstellung für temporäre Kunstinstallationen und –events angeboten.

 

Beleuchtung

Die Spielwiese wird mittels vier grossen Mastleuchten in den Ecken der Stehrampe ausgeleuchtet. Die Eingangsbereiche und Haupterschliessungsachsen werden mit zweckmässigen Pollerleuchten ausgestattet.

 

Städtebau

Der Neubau übernimmt den Standort des bestehenden Tribünengebäudes. Durch die deutlich geringere Gebäudehöhe wird der Hofraum als Ganzes erlebbar. Der Baukörper ist ein Element im Raum, welches durch die transparente Mitte und die differenzierten Raumverbindungen zum Bindeglied der verschiedenen Nutzungsbereiche wird. Die Gebäudeachse orientiert sich exakt zur Mitte der grossen Grünfläche und übernimmt die Symmetrie der geschichtsträchtigen Sportanlage. Dadurch behält die Stehrampe ihren räumlich geschlossenen Charakter.

 

Architektur

Das Raumvolumen des eingeschossigen Neubaus wird durch die leicht erhöhte Plattform und die in der Grösse identische Dachscheibe definiert. Die unterschiedlich versetzten Verglasungen und Raumabschlüsse lassen den Aussen- mit dem Innenraum verschmelzen. Die rhythmischen Einschnitte und die klare Gebäudestruktur verbinden sich mit der Umgebung und werden in der Aussenraumgestaltung weitergeführt.

Nutzungsverteilung / Ausrichtung
Der Foyerraum als Hauptzugangszone ist das Herz der unterschiedlichen Nutzungs-bereiche. Intern verbindet es den Freizeitbereich mit dem Restaurationsraum und gegen Aussen den Sportplatz mit dem Aussenspielbereich. Das Foyer bildet die Achse des Baukörpers und lässt durch seine neutrale Lage differenzierte Nutzungen zu. Die Freizeiträume orientieren sich gegen Westen und können durch die grosszügigen Fensteröffnungen zum Aussenraum erweitert werden. Der angrenzende Vorraum mit Bezug zum Fussballfeld kann als erweiterter Spielbereich genutzt werden. Der Büroraum ist zwischen Foyer und dem Restaurationsbereich an kommunikativ optimaler Lage angeordnet. Der Restaurationsraum orientiert sich gegen Osten, Süden und Westen. Die dreiseitige Orientierung nimmt durch die grosszügigen Verglasungen direkten Kontakt zur Umgebung auf. Der angrenzende Mehrzweckraum ist durch den Restaurationsraum erweiterbar. Bei Bedarf kann der Raum gegen Westen geöffnet und als Openair-Bühne genutzt werden. Die Nebenräume sind als geschlossene, aussenraumbildende Elemente gegen das grosse Rasenfeld hin orientiert. Der Garderobenbereich mit dem Sportgerätelager ist am nördlichen Ende des Gebäudes angeordnet. Der grosszügige Aussenbereich kann dabei als Besammlungsort oder als Bereich für verschiedene Aktivitäten dienen. Der disponible Raum kann als Zwischenlager oder als zusätzliches Aussenlager für den Spielplatz genutzt werden.

Belichtung
Die differenten Raumausrichtungen lassen unterschiedlichste Lichtsituationen zu. Alle Haupträume sind gegen Westen oder Süden orientiert. Durch die rhythmischen Öffnungen gegen Osten sorgt die Morgensonne für zusätzliche Belichtung der Räume. Unterstützt durch die Oblichter sind alle Haupträume optimal belichtet. Als Sonnenschutz dienen integrierte Markisen.

Konstruktionskonzept / Nachhaltigkeit
Das Gebäude ist als Holzbau in Elementbauweise konzipiert. Als konstruktiver Schutz dienen dabei die leicht abgehobene Bodenplatte und die allseitig vorspringende Deckenscheibe. Um die Minergie-Eco Werte zu erreichen, werden ausschliesslich gut verfügbare Rohstoffe verwendet. Die gewählte Konstruktion in Elementbauweise ist sehr wirtschaftlich. Um optimale Werte zu erreichen, wird die Konstruktion absolut winddicht ausgeführt.

Materialisierung
Der Gebäudesockel ist in Sichtbeton konzipiert und schafft dadurch die optimale Plattform für den Elementholzbau. Das äussere Erscheinungsbild wird geprägt durch die vorgegraute Aussenschalung. Das Dach als umlaufendes Element ist horizontal und die Verkleidung der Wandscheiben vertikal strukturiert. Die raumhohen Verglasungen können geöffnet werden und verbinden den Innen- mit dem Aussenraum. Als optimaler Sonnenschutz dienen die im Dachvorsprung integrierten Vertikalmarkisen. Innenwände und Decken sind hell gestaltet und stehen im Kontrast zum dunklen Holzbodenbelag. Ausbauelemente wie Garderoben etc. folgen der Farbe der Wände und Decken.

Statikkonzept
Die einfache Gebäudestruktur lässt eine wirtschaftliche und einfache Statik zu. Die Hauptträger verlaufen in Längsrichtung des Gebäudes und geben die Lasten über die querverlaufenden Wandscheiben ab. Die Sekundärstruktur zur Verteilung der Flächenlasten ist in den Zwischenfeldern angeordnet. Die innenliegenden Lagerräume dienen der horizontalen Aussteifung des Gebäudes und sind wichtige statische Bestandteile zur Erdbebensicherheit.

Gebäudetechnik / Energie
Als Energieträger ist eine Ersonden-Wärmepumpe konzipiert. Um den Luftausgleich in der dichten Bauweise zu gewährleisten und den Energieverbrauch durch Lüften zu minimieren, wird eine kontrollierte Raumlüftung eingebaut. Zur Reduktion der Bedarfsenergie wird die Abwärme, z.B. aus dem Küchenbereich, genutzt. Als Unterstützung der Warmwasseraufbereitung kann die Dachfläche mittels Vakuumröhren zur solaren Energiegewinnung genutzt werden. Zur optimalen Regulierung der Sonneneinstrahlung ist der Sonnenschutz der Glasfronten wie auch der grossen Oblichtöffnungen via Markisen automatisiert.

Quartierparking
Durch das Freihalten des Fussballfeldes kann zu einem späteren Zeitpunkt, ohne Tangierung des Infrastrukturgebäudes und durch kleine Anpassungen in der Umgebungsgestaltung, eine Tiefgarage erstellt werden.