28 Jan. '25

Basisstufe Kappelisacker Ittigen (1. Rang)

Kategorie: Wettbewerbe

Falling Garden - Aussen und Innen fliessen spielerisch über die Topografie.

 

Falling Garden 1. Rang (mit Ernst Gerber Architekten + Planer AG, Urech Architekten AG)

 

Städtebau, Morphologie und Typologie der Bebauung

Das Quartier Kappelisacker ist geprägt von klar strukturierten, grossvolumigen Wohnbauten mit gut proportionierten Aussenräumen von hoher städtebaulicher Qualität, welche vor über 50 Jahren im Zuge der Siedlungsentwicklung erstellt wurden. Zwischen dem nördlichen und südlichen Siedlungsteil verläuft in ost-westlicher Richtung eine grüne Lunge vom Quellenwald zum offenen Landwirtschaftsgebiet. In diesem Zwischenbereich sind niedrige Bauvolumen von öffentlichem Charakter in die Morphologie des Quartiers eingebunden. Das Einkaufszentrum und Hallenbad sowie der Doppelkindergarten wurden anfangs der 70-er Jahren im Zuge der Siedlungsentwicklung erstellt. Mit der Nutzung des schützenswerten Stöckli von 1836 in die heutige Kindertagesstätte zu Beginn der 90-er Jahre wurde die öffentliche Nutzung in der grünen Quartier-Achse noch gestärkt. Die mittig erschlossenen Gebäudetypologien prägen das Erleben und Durchschreiten der unterschiedlichen Gebäude der gesamten Anlage. Als Kennzeichen und Charakteristikum der Projekt-Philosophie weben sich die Ergänzungsnutzungen des Wettbewerbs als niedrige Bauten in die Typologie des bestehenden Kontextes ein und komplettieren den durchlaufenden Freiraum gleichlaufend zum FALLING-GARDEN in die leichte Hanglage des Areals.

 

Erschliessung und Adressierung

Die sichere innere Erschliessung der Gebäudetypologie folgt dem Thema des FALLING-GARDEN in der Topographie des Freiraumes. Eine neue Erschliessungachse führt intern durch das gesamte Schulareal und verknüpft die bestehenden Schnittpunkte im Projekt miteinander. Aus dem historischen Gebäude der Tagesschule folgt der Weg zum Neubau der Doppel-Basisstufe hinunter zum zentralen Platz mit dem Team-Teaching und dem Mehrzweckraum. Von dort zur bestehenden Doppel-Basisstufe und hinunter zu den neuen Basisstufen im Sockel. Die Gebäudeerschliessungen folgen einer mittigen Haupterschliessung über das ganze Areal, gleichlaufend zu der äusseren Freiraumerschliessung der vier Niveaus. Alle sechs Basisstufenklassen haben einen direkt vorgelagerten erdgeschossigen Aussenraumbezug von gleicher Grössenordnung, wodurch zwei Basisstufen pädagogisch- didaktisch miteinander partizipieren können. Der zentrale Platz bildet auf dem Niveau zwischen Neubau und erhaltenswertem Gebäude der sichere Hauptzugang und die Adressierung zu den Nutzungen der Bildungsanlage, von wo das Areal auch gesichert umschlossen werden kann. Der heutige Shortcut-Zugang zu der Tagesschule wie auch die bestehende Anlieferung bleiben erhalten. Die Veloabstellplätze befinden sich am zentralen Platz und die verlangten Parkplätze sind westlich dem Areal angeordnet. Mit diesem einfachen Erschliessungsprinzip wird die Prägnanz der Projektidee des FALLING-GARDEN verdeutlicht.

 

Individuelle Aussenräume zu den Nutzungen

Die Anordnung und Positionierung der Nutzungen folgt der vorhandenen Thematik der niedrigen Bebauung auf dem Areal. Sämtlichen sechs Basisstufen sind gleichwertige Aussenräume zugeordnet, welche den Freiräumen der FALLING GARDEN in der leichten Hanglage des Areals folgen. Je zwei Basisstufen sind nicht nur intern, sondern auch im Freiraum untereinander verbunden und können somit diese bildungswichtige Synergie als förderliche Lernatmosphäre mit kurzen Wegen entscheidend nutzen. Der Bereich der Bildungspersonen wie auch der Mehrzweckraum ist dem zentralen Platz resp. der Adressierung der Gesamtanlage zugeordnet. Auch die Tagesschule verfügt zu den beiden Hauptgeschossen einen eigenen Aussenraumbereich. Dieses Bebauungs- und Freiraumkonzept bezweckt in der winkelförmigen Arealanlage, die Nutzungen optimal mit dem Aussenraum zu verknüpfen, die Bespielung des vorhandenen Aussenraums gleichmässig auf die ganze Parzelle zu verteilen und die drei Bauvolumen in eine zusammenhängende Bildungseinheit zu ordnen. Die bestehenden Einrichtungen der Bushaltestelle und der Unterfluranlage bleiben an ihren Standorten bestehen, auch wenn diese nicht optimal verortet sind (Bus in geneigter Kurve-Procap und Unterfluranlage mit Rückwärtsmanöver).

 

Freiraum, Klima und Aufenthalt

Die Abfolge der gleichwertig den Nutzungen zugeordneten Freiräume weist eine grosszügige und abwechslungsreiche Aufenthalts- und Lernlandschaft für die jungen Nutzenden auf. Neben freien Grünflächen sind auch individuelle Spielbereiche und ökologische Flächen im Sinne der Biodiversität ausgestaltet. Die weitgehende Erhaltung und Ergänzung mit Bäumen überzieht das Areal in seiner Gesamtheit mit beschatteten Bereichen und stärkt und fördert den Aufenthalt im Freiraum im Sinne der Klimaresilienz. Das Areal ist gut durchwegt und über die FALLING GARDEN als eine zusammenhängende Freiraumeinheit erlebbar. Ebenfalls ist sie im übergeordnet verlaufenden, siedlungsdurchquerenden Grünkorridor eingebunden. Das Bildungsareal ist schon heute weitgehend von einer Hecke umgeben, welche an einzelnen Stellen noch ergänzt wird. Damit ist die bildungsnotwendige Sicherheit auf dem Schulareal gewährleistet. Der zentrale Platz öffnet sich zum Quartier und schafft so durch seine einladende Geste die notwendige Anbindung. Zudem werden die Strassenräume mit Baumreihen ergänzt und aufgewertet.